
Was ist die Norm ISO 14067?
Die Norm ISO 14067 bewertet die Umweltauswirkungen eines Produkts in jeder Phase seines Lebenszyklus.



Die Zeiten, in denen es ausreichte, einige wenige wichtige Standards anzugleichen, sind vorbei. Angesichts der zunehmenden Zahl von Vorschriften plädiert Emmanuel Faber, Präsident des ISSB, für eine Vereinfachung der Rechnungslegung. Aus diesem Grund wurde das ISSB gegründet und mit ihm die Standards IFRS S1 und S2, die einen gemeinsamen Rahmen für Unternehmen und Finanzmärkte bieten.
Doch nun, da die CSRD in Europa auf den Plan tritt, stellt sich die Frage, welchen Platz dieses neue Regelwerk im vielfältigen Ökosystem der Standards einnehmen wird.
Die Finanzmärkte haben entschieden: Es mangelt dringend an evidenzbasierten, konsistenten und vergleichbaren ESG-Daten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Im Laufe der Jahre wurden mehrere Rahmenwerke und Standards entwickelt, um die Transparenz der Klimaziele zu verbessern (Quelle: Ecoact, 2024).
Um dieser mangelnden Transparenz in der nichtfinanziellen Berichterstattung entgegenzuwirken, hat die IFRS-Stiftung (International Financial Reporting Standards) im Jahr 2021 das ISSB (International Sustainability Standards Board) gegründet. Diese internationale Organisation hat die Aufgabe, harmonisierte Standards für die nichtfinanzielle Leistung von Unternehmen für die Finanzmärkte zu entwickeln.
Ihr Ziel ist es, Finanzakteuren vergleichbare, zuverlässige und verständliche Informationen über die Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) zur Verfügung zu stellen. Auf der Grundlage bestehender Rahmenwerke – Integrated Reporting, CDSB, SASB und TCFD – hat das ISSB diese konsolidiert und erweitert, um eigene Standards für die nichtfinanzielle Berichterstattung zu entwickeln!
IFRS (International Financial Reporting Standards) ist der derzeit geltende internationale Rechnungslegungsstandard. Sein Ziel ist es, die Darstellung der Jahresabschlüsse und Finanzergebnisse von Unternehmen weltweit zu harmonisieren. Er wurde 2001 von der IFRS-Stiftung ins Leben gerufen, die 2021 auch das ISSB gründete.
Die IFRS-Stiftung ist eine gemeinnützige Organisation, die gegründet wurde, um hochwertige, verständliche, anwendbare und international anerkannte Rechnungslegungsstandards zu entwickeln. Im Jahr 2021 gründete sie das ISSB (International Sustainability Standards Board) mit dem Ziel, einen harmonisierten Rahmen für die Veröffentlichung von Finanzinformationen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit zu schaffen.
NB: Die ISSB ist eine Initiative, die von internationalen Gremien wie der G7, der G20 und dem Financial Stability Board (FSB) unterstützt wird und heute weltweit breite Unterstützung findet. Darüber hinaus arbeitet es mit Aufsichtsbehörden wie der IOSCO sowie mit wichtigen Rechtsordnungen (EU, USA, China, Japan) zusammen, um die Übernahme seiner Standards zu fördern. Schließlich arbeitet das ISSB mit der Global Reporting Initiative (GRI) zusammen, um den Erwartungen der Anleger gerecht zu werden und gleichzeitig die Erwartungen anderer Interessengruppen zu berücksichtigen.
In diesem Sinne hat das ISSB im Juni 2023 zwei neue Standards, IFRS S1 und IFRS S2, vorgestellt, die im Januar 2024 offiziell in Kraft getreten sind. Diese neuen Standards sollen den Akteuren der Finanzmärkte vergleichbare und zuverlässige Informationen über die Auswirkungen klimabezogener Risiken und Chancen, insbesondere auf die Unternehmensleistung, liefern.
In der Praxis ist ein Unternehmen, das den Standard IFRS S1 anwendet, verpflichtet, auch den Standard IFRS S2 anzuwenden.
IFRS S1, der erste Standard des ISSB, legt ein umfassendes Rahmenwerk fest, das darauf abzielt, die Transparenz der Berichterstattung von Unternehmen über die Auswirkungen klimabezogener Risiken und Chancen auf ihre Leistung zu verbessern.
Dieser Standard schreibt die Integration von nichtfinanziellen Informationen in die klassischen Jahresabschlüsse vor und orientiert sich dabei an der Architektur der TCFD (Governance, Strategie, Risikomanagement, Indikatoren und Ziele).
IFRS S1 schafft somit einen strukturierten Rahmen für die Offenlegung von Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, einschließlich des Klimas, um klare und vergleichbare Informationen für Investoren zu gewährleisten.
IFRS S2 legt die Anforderungen fest, nach denen Unternehmen ihre klimabezogenen Risiken und Chancen offenlegen müssen, wobei der Schwerpunkt auf deren finanziellen Auswirkungen und ihrer Integration in die Unternehmensstrategie liegt. Dieser Standard stützt sich auf die in IFRS S1 festgelegten Anforderungen (Quelle: IFRS, 2023).
IFRS S2 ist ein Standard, der Unternehmen verpflichtet, zusammen mit ihren Finanzergebnissen Informationen über Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit (wie Klima, Ressourcenmanagement usw.) zu veröffentlichen.
Sie basiert auf einem zentralen Prinzip: der finanziellen Wesentlichkeit. Mit anderen Worten: Nur Informationen, die sich potenziell auf die Rentabilität eines Unternehmens, seinen Cashflow oder seine Kapitalkosten auswirken, werden als relevant angesehen. Diese Entscheidung schließt einen umfassenderen Ansatz der ökologischen und sozialen Verantwortung von Unternehmen faktisch aus (IFRS, 2023).
Emmanuel Faber, ehemaliger CEO von Danone, steht seit 2021 an der Spitze des International Sustainability Standards Board (ISSB). Mit seiner Erfahrung als Finanzvorstand und Generaldirektor von Danone hat er sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Bilanzierung zu revolutionieren, indem er eine universelle Sprache zur Messung der Umweltauswirkungen von Unternehmen einführt.
An der Spitze des ISSB will Emmanuel Faber der Verbreitung von ESG-Kriterien ein Ende setzen, die allzu oft dem Ermessen der Unternehmen überlassen bleiben. Er plädiert für einen harmonisierten Rahmen mit einigen gemeinsamen Indikatoren, die alle auf die Finanzmärkte abgestimmt sind.
Aufgrund seiner Erfahrung will er daher vergleichbare Standards vorantreiben, die sowohl den Bedürfnissen der Unternehmen entsprechen als auch für Investoren verständlich sind, um mehr Kapital zu mobilisieren und den ökologischen Wandel zu beschleunigen.
Dank einer gemeinsamen Sprache könnten Finanzakteure bessere Entscheidungen treffen und die für den Übergang erforderlichen Mittel bereitstellen. Es ist zu beachten, dass diese Standards noch in der Zulassungsphase sind und für Unternehmen nicht verbindlich sind.
In einem Umfeld, das bereits durch eine Vielzahl von Standards gekennzeichnet ist, wirft die Einführung eines neuen Rahmens jedoch die Frage auf: Wird er eine echte Veränderung bewirken oder nur zu den bestehenden Standards hinzukommen – ohne das Streben der Aktionäre nach Rentabilität zu beeinträchtigen?
Die Hauptkritik am ISSB lautet, dass er einen Ansatz verfolgt, der sich auf die Wertsteigerung des Kapitals für die Aktionäre konzentriert und dazu neigt, die Umweltverantwortung der Unternehmen zu verringern.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Art und Weise, wie die ISSB die Auswirkungen von Unternehmen auf das Klima betrachtet. Während die CSRD das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit einführt, konzentriert sich die ISSB auf die finanzielle Wesentlichkeit. Mit anderen Worten: Er konzentriert sich ausschließlich auf die Risiken und Chancen, die diese Themen für die wirtschaftliche Leistung von Unternehmen darstellen. Alexandre Rambaud, Dozent und Forscher mit Spezialisierung auf Finanz- und Ökobilanzierung, erklärt:
In diesem Sinne wird die Natur – und insbesondere das Klima – nur unter dem Gesichtspunkt ihrer Auswirkungen auf die finanzielle Leistungsfähigkeit von Unternehmen und damit auf den Unternehmenswert betrachtet. Mit anderen Worten: Umweltverschmutzung, Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt oder fragwürdige soziale Praktiken würden nur dann als problematisch angesehen, wenn sie ein finanzielles Risiko darstellen.
Das Unternehmen hat somit keine ausdrückliche Verantwortung gegenüber der Umwelt. Darüber hinaus werden keine anderen ökologischen Themen wie die Biodiversität berücksichtigt. Indem die ISSB die Natur auf einen einfachen finanziellen Risikofaktor reduziert, könnte sie den Umfang der Verantwortung von Unternehmen für ihre Umweltauswirkungen einschränken.
Auch wenn Emmanuel Faber versichert, dass alle Auswirkungen, einschließlich Scope 3, berücksichtigt werden, bleibt eine grundlegende Einschränkung bestehen (Quelle: Emmanuel Faber, France Inter, 2024). Die Reduzierung der CO2-Bilanz eines Unternehmens wird nur dann zu einer Priorität, wenn sie sich direkt auf die Rentabilität oder die Wahrnehmung der Investoren auswirkt.
In diesem Fall besteht die Gefahr, dass Umweltbelange in den Hintergrund treten und von den Anforderungen der Finanzmärkte überschattet werden.